Eine der wichtigsten Künstler der westdeutschen Kunstszene nach dem Kriege ist Rupprecht Geiger. Die Süddeutsche Zeitung schrieb anläßlich seines 80. Geburtstages: "In Geigers malerischem Werk ist Kunst der Erkenntnis des Unsichtbaren so nahe wie bei keinem anderen Maler."
Geiger ist Maler und Architekt. Er entwickelt seine Werke aus der Architektur und bezieht den Raum mit ein wie z.B. beim „Roten Punkt“ in St.Ludwig und dem „Roten Rechteck“ im Caritas-Wohnhaus Ibbenbüren. Die Farbe wirkt andererseits wieder in den Raum hinein.
Geigers Kunst wurzelt in Naturerlebnissen, die ihm während des zweiten Weltkrieges in Griechenland, in der unendlichen Weite der russischen Landschaft und später in Marokko zuteil wurden. Er hat sein Feuer und die Lichtereignisse in seinen Bildern von der Sonne ausgedrückt. Immer war in Geigers Bildern das Licht die bestimmende Kraft; immer siegt das Helle über das Dunkle.
Geiger hat wie kaum ein anderer eine Grundlage jeder Art von Malerei formuliert: Die Auseinandersetzung mit der Farbe. An seiner Maxime, dass die Farbe allein das wichtigste Element der Malerei ist, kann letztlich keiner vorbei, ganz besonders, weil er die Farbe als Mittel unserer Zeit aufgefaßt hat. Ob als schriller Schrei oder meditative Räumlichkeit: Das Rot Geigers ist ein Alarmzeichen der Gegenwart.
In den letzten 20 Jahren ist die Farbe Rot zur nahezu einzigen Farbe in Geigers Werken geworden. Das Rot wird auch im Alltag (Verkehr, Industrie) als Signal ganz unbelastet verwendet. Geiger hat uns das Rot in seinen Bildern neu geschenkt. Im Spätwerk Geigers ist das Rot die Farbe, ist die Farbe das Bild, ist das Bild der Raum, das Licht in der Zeit.
Geiger selbst sagt: "Farbe hat wie Licht Anspruch, in die Reihe der Elemente eingestuft zu werden - Feuer, Wasser, Luft, Farbe, Licht und Erde."
Das Geiger'sche Rot steht immer für Kunst, Schönheit und Maß, für Licht, Kraft und Wärme. Es mag mittelbar für die, "welche es sehen", auch auf den Schöpfer des Lichts, der Welt und des Menschen hinweisen, aber unmittelbar wirkt es in der täglichen Begegnung nicht als Evangelium, sondern als Zeichen geistiger Potenz.
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